„Jugendleiter in der Jugendarbeit – Geben und Nehmen“
Über 600 Menschen im Landkreis Peine haben eine aktuelle Jugendleitercard (Juleica). Das bedeutet, sie engagieren sich ehrenamtlich in der verbandlichen und kommunalen Jugendarbeit für die Kinder und Jugendlichen im Freizeitbereich. Vieles, was in der Jugendarbeit angeboten wird, wird nur durch diese engagierten Menschen möglich. Bedenkt man die Ferienfreizeiten, Gruppenstunden und den offenen Bereich im Jugendzentrum, der maßgeblich durch ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützt wird, wird diese Tätigkeit quasi unbezahlbar. Und sie hat ihre Qualität: 50 Stunden informieren sich angehende Jugendleiter in einem Grundkurs über pädagogische Inhalte und Umsetzung von Jugendarbeit, bevor sie ihre Jugendleitercard erhalten können. Im Verein oder Jugendzentrum dienen gerade die jüngeren Jugendleiter oft als Bindeglied zu Kindern und Jugendlichen, sie können durch ihr Engagement Vorbild für die Jüngeren sein. Aber besteht das Engagement nur aus „Geben“? Der Arbeitskreis der Jugendpflege im Landkreis Peine hat seine engagierten Jugendleiter gefragt. Viele berichten, wie sich die Tätigkeit in der Jugendarbeit positiv auf ihren weiteren Lebensweg auswirkt oder ausgewirkt hat.
Stellvertretend für die vielen Ehrenamtlichen der Vergangenheit und der Gegenwart sind hier einige Edemisser Gesichter und deren Statements zu den dauerhaften „Nachwirkungen“ der Mitarbeit.
Niklas Bondzio, 21 Jahre, beschreibt zum Beispiel, wie die ehrenamtliche Arbeit ihm dabei geholfen hat, „Verantwortung für eigene Entscheidungen zu übernehmen, aber auch Verantwortung für andere zu tragen.“ Für den heutigen Lehramtsstudenten ist es immer noch schön, wenn Kinder Freundschaftsbändchen oder Bilder für ihn machen und sich Kinder nach den Freizeiten noch freudestrahlend an die Erlebnisse erinnern.
Thilo Lichtenberg ist im Alter von 36 Jahren heute Ingenieur und Führungskraft. Er hat in der Offenen Jugendarbeit in Edemissen gelernt, „Schwächen zu erkennen bzw. zu akzeptieren, auf Menschen zuzugehen sowie diese auch zu fordern und zu fördern sowie selbstbestimmt zu handeln“. Heute ist Thilo, der bereits seit 20 Jahren zur Jugendpflege gehört, „nur“ noch auf Freizeiten als Teamer dabei. Er genießt, durch die Freizeiten immer wieder neue, interessante Menschen kennenzulernen und mitunter daraus neue Freundschaften zu knüpfen.
Bastian Ebhardt, 28 Jahre, heute Polizist, benennt seine ehrenamtliche Arbeit als „einen großen Faktor, welcher mein gesamtes Leben mitgeprägt hat, meine Persönlichkeit mitgeformt hat und zu jeder Zeit präsent war.“ Unter anderem hat er nach seiner Einschätzung in Edemissen gelernt, Aktionen selbstständig zu organisieren und was bei der Leitung zu beachten ist. Des Weiteren kann er erforderlichenfalls „in ungeplanten Situationen besonnen und gleichzeitig flexibel reagieren“, auch diese Kompetenz schreibt er seinen Erfahrungen durch die ehrenamtliche Tätigkeit zu. Bastian, genannt „Mücke“, unterstützt die Jugendpfleger aktuell immer dann, wenn es sein Job zulässt.
Für Yvonne Grunert, 22 Jahre, hat sich durch die Jugendarbeit ihre Berufswahl gewandelt. Sie hat „an Reife dazugewonnen“ und sie hat jetzt eine „bessere Selbst-Organisation und Selbstständigkeit.“ Die junge Frau, die inzwischen ein Studium im Bereich Ergotherapie absolviert, ist aktuell ebenfalls noch aktiv im Betreuerteam – in der laufenden Gruppenarbeit, bei Großveranstaltungen, in den Ferienprogrammen und natürlich auf Freizeiten. „Gerade Toleranz anderen Menschen und verschiedenen Charakteren gegenüber“, sagt sie, „wird in der Jugendarbeit vermittelt.“
Sina Freund, 22 Jahre, beschreibt, dass sie durch die ehrenamtliche Arbeit „teamfähiger geworden“ ist und „gelernt hat, Verantwortung zu übernehmen“. Zusätzlich hat sie diesbezüglich von außen „positives Feedback“ bekommen und erfahren, dass „ehrenamtliche Arbeit als zusätzliche Qualifikation von Arbeitgebern und Universitäten gern gesehen wird.“ Sina studiert im In- und Ausland aktuell Globale Politik und hilft auf Veranstaltungen der Jugendpflege immer, wenn es ihr zeitlich möglich ist.
Leon Spickschen, 20 Jahre, ist trotz seines jungen Alters in Edemissen schon lange als Betreuer dabei – seit 6 Jahren betreut er beispielsweise auf Kinderfreizeiten. Er hat nach eigenem Bekunden durch die Jugendarbeit in Edemissen herausgefunden, was er studieren möchte. Außerdem hat er hier „viele neue Freunde und Verbindungen“ gefunden. Der Student der Sonderpädagogik ist heute vor allem auf Freizeiten und bei Veranstaltungen als Ehrenamtlicher tätig.
Ebenfalls seit 2011 engagiert Eric Bodenburg, 25 Jahre, sich ehrenamtlich in Edemissen. Er wurde durch sein soziales Engagement in seiner Studienwahl bestärkt und hat durch „die ehrenamtliche Arbeit neue Menschen kennengelernt und Freundschaften geknüpft.“ Inzwischen ist er selbst als Sozialarbeiter hauptberuflich tätig, betreut nach wie vor hobbymäßig Edemisser Kinder und Jugendliche in Gruppen oder auf Freizeiten. Zudem ist er im Vorstand des Gemeindejugendringes, der die Interessen der Jugend in der Öffentlichkeit vertritt.
Lena Kreipe, 17 Jahre, gehört seit dem Jahr 2012 zum Betreuerteam. Sie kam als „Quereinsteigerin“ ins Team, denn sie hatte ihre Juleica woanders gemacht, brachte sich zunächst in die praktische Arbeit des Jugendpflege-Teams beim Weihnachtsmarkt ein. Das gefiel ihr so gut, dass sie seitdem Gruppenkinder und auf Freizeiten betreut. Natürlich organisiert sie fleißig jeden Weihnachtsmarkt mit. Sie meint, ihre Sozialkompetenz hat sich durch die Mitarbeit verbessert, so ist beispielsweise jetzt ihr Selbstbewusstsein stärker und die Teamfähigkeit ausgeprägter.
Die meisten Teamer der Jugendpflege waren vorher als Teilnehmer in den Gruppen und/oder auf Freizeiten. Nicht alle sind auch heute noch aktiv im Betreuerteam, aber viele. Der Jugendpflege Edemissen verbunden geblieben sind wirklich fast alle.
Die Spiel- und Kreativangebote sind der primäre Grund für Kinder, die öffentlichen Jugendzentren zu besuchen. Der Spaßfaktor steht bei der Aufnahme einer ehrenamtlichen Tätigkeit als Jugendlicher sicher für jeden einzelnen im Vordergrund. Die obigen „Stimmen“ der Betreuer zeigen auf, dass sich ganz nebenher noch weitere Lerneffekte ergeben (können), die auf positive Weise prägend für das ganze Leben sein können und sogar im privaten wie im beruflichen Umfeld Wirkung zeigen.
Natürlich sind neue aktive Betreuer in der praktischen Arbeit immer herzlich willkommen. Wer neugierig geworden ist und sich für die Jugendarbeit interessiert, hat die Möglichkeit einen Jugendgruppenleiterkurs bei der Jugendpflege in Edemissen zu machen.
Anmeldungen für den nächsten Gruppenleiterkurs zum Erwerb der Jugendgruppenleitercard (JULEICA) sind noch möglich. Teilnehmen können Jugendliche ab 14 Jahre. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich.
Inhalte des Kurses
– Spiel- und Kreativangebote für Kinder- und Jugendgruppen
– Pädagogische und psychologische Grundlagen
– Angebote für Kinderfreizeiten
– Rechte und Pflichten (Aufsichtspflicht)
– Organisation und Kalkulation von Freizeitmaßnahmen
– Integrationsarbeit
Schulungsort
Jugendbegegnungsstätte, Eltzer Drift 4, 31234 Edemissen
Gesamtkosten
20,00 €
Termine
Mittwoch, 04.01.2017, 9:00 – 16:00 Uhr
Donnerstag, 05.01.2017, 9:00 – 16:00 Uhr
Freitag, 06.01.2017, 9:00 – 16:00 Uhr
Freitag, 20.01.2017, 18:30 – 22:00 Uhr
Samstag, 21.01.2017, 9:00 – 16:00 Uhr
Montag, 30.01.2017, 9:00 – 16:00 Uhr
Dienstag, 31.01.2017, 9:00 – 16:00 Uhr
Der Juleica-Lehrgang findet überwiegend an schulfreien Tagen statt. Nach Anmeldung erhalten alle Teilnehmer/innen einen Informationsbrief für den Lehrgang.
Anmeldungen
…werden bis zum 1. November 2016 bei den Jugendpflegern Frau Mika und Herrn Poersch unter der Telefonnummer 05176/261 oder per E-Mail an info@jugendpflege-edemissen.de entgegengenommen.
Erste-Hilfe-Kurs
…erfolgt in Absprache! Zum Erwerb der JULEICA ist zusätzlich ein Erste-Hilfe-Kurs nötig. Bei Bedarf kann die Jugendpflege vermitteln bzw. bei ausreichend Interesse eine Inhouse-Veranstaltung organisieren.